Die Investition in Edelmetalle wie Silber bietet Anlegern nach Meinung von Experten zahlreiche Vorzüge. Um zu beurteilen, wie lukrativ das Investment wirklich ist, gilt es jedoch auch die steuerliche Situation zu berücksichtigen. Deswegen skizzieren wir, welche Steuern auf Silber für Anleger anfallen können. Dabei konzentrieren wir uns auf die Situation in Deutschland, gehen aber zum Vergleich auch kurz auf Regelungen in anderen europäischen Ländern ein. Zudem erfahren Sie, wie Sie legal Steuern beim Kauf und Verkauf von Silber sparen können.
Disclaimer: Wir haben die rechtliche Situation bezüglich der Besteuerung von Silber in diesem Artikel mit größter Sorgfalt recherchiert. Dennoch können wir die Richtigkeit der hier gemachten Aussagen nicht garantieren. Dieser Artikel soll dementsprechend nur zur Orientierung dienen und auch keine Anlageberatung darstellen. Kontaktieren Sie für rechtlich verbindliche Informationen biete Ihren Steuerberater oder die Steuerbehörde Ihres Landes.
Mehrwertsteuer auf Silber
Bei der Mehrwertsteuer handelt es sich um eine sogenannte allgemeine Verbrauchsteuer auf den Mehrwert von Dienstleistungen und Produkten. Unternehmen können die Mehrwertsteuer – steuerrechtlich ist der Begriff Umsatzsteuer gebräuchlicher – die sie für ihre Einkäufe bezahlen müssen, abziehen bzw. steuerlich geltend machen. Für Privatleute ist das jedoch nicht möglich. Dementsprechend fällt die Mehrwertsteuer für Privatanleger auch beim Kauf und Verkauf von Silber an und sollte vor der Transaktion und deren Bewertung Berücksichtigung finden.
Unterschiedliche Mehrwertsteuersätze auf Silber in Europa
Mehrwertsteuer fällt zwar nicht überall auf der Welt an. Gänzlich ohne diese Verbrauchsteuer kommen aber nur ganz wenige Staaten – etwa Steueroasen wie Bermuda, die Britischen Jungferninseln oder die Cayman Islands – aus. Immerhin ist die Mehrwertsteuer in der Schweiz mit einem allgemeinen Satz von 8,1 Prozent (seit 01.01.2024) im internationalen Vergleich relativ niedrig. In der Europäischen Union ist der normale Mindest-Mehrwertsteuersatz mit 15 Prozent fast doppelt so hoch. Derzeit ist – bezogen auf die EU – in Luxemburg mit 16 Prozent der allgemeine Mehrwertsteuersatz am niedrigsten und im Ungarn mit 27 Prozent am höchsten. Der EU-Durchschnitt beläuft sich derzeit auf 21 Prozent. Die beiden größten Volkswirtschaften der Europäischen Union – Deutschland und Frankreich – liegen mit 19 bzw. 20 Prozent nur marginal unter diesem Durchschnittswert. Zwar existieren in vielen Ländern auch ermäßigte Mehrwertsteuersätze. Für den An- und Verkauf von Silber finden aber im Allgemeinen die normalen Mehrwertsteuersätze Anwendung.
Steuersparende Regelung nach 2022 ausgelaufen
Früher ließ sich über die sogenannte Differenzbesteuerung ein Großteil der Mehrwertsteuer beim Kauf von Silbermünzen sparen. Um die Steuerersparnis zu realisieren, kauften Händler Anlagesilber außerhalb der Europäischen Union zum reduzierten Umsatzsteuersatz in Höhe von 7 Prozent. Beim anschließenden Verkauf mussten Sie dann keine Vollversteuerung vornehmen, sondern durften sich auf die Besteuerung der Differenz zwischen den Steuersätzen – daher auch der Name Differenzbesteuerung – beschränken. Davon profitierten Käufer in Form geringerer Kaufpreise. Leider galt dies Regelung nur bis in das Jahr 2022. Dagegen ist etwa der Kauf von Anlagegold nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen europäischen Staaten immer noch ohne Umsatzsteuer möglich.
100 Prozent der Mehrwertsteuer auf Silber legal sparen
Sie müssen aber nicht Anlagegold statt -silber kaufen, nur weil Sie die Mehrwertsteuer sparen wollen. Es gibt nämlich zwei Methoden, um beim Kauf von Silber die Mehrwertsteuer zu 100 Prozent zu sparen. Das funktioniert nicht nur bei Silbermünzen, sondern auch beim Kauf von Silberbarren. Dazu müssen Sie diese entweder in einem Zollfreilager oder in einem offenen Zolllager in Einzelverwahrung lagern. Dabei handelt es sich um spezielle Hochsicherheitslager im Schweizer Zollgebiet. Während die Zollbehörde die Waren in Zollfreilagern direkt kontrolliert, gehören die offenen Zolllager privaten Unternehmen – aber auch diese überwacht letztlich die Zollbehörde. Solange sich das Silber in diesen Lagern befindet, fällt keine Mehrwertsteuer beim Handel an. Sie können das Silber nicht nur kaufen, ohne dass dabei Umsatzsteuer anfällt, sondern auch wieder mehrwertsteuerfrei verkaufen, wenn es innerhalb des Lagers verbleibt.
Einfuhrumsatzsteuer auf Silber
Die Einfuhrumsatzsteuer kann bei der Einfuhr von Waren aus Drittländern anfallen. Das gilt auch für Edelmetalle. Wenn Sie etwa Silber in der Schweiz einkaufen und über die Grenze nach Deutschland einführen, müssen Sie eine Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von 19 Prozent bezahlen. Dieser Satz wird auf den Kaufpreis ausgeschlagen. Allerdings gibt es eine Freigrenze (weit unter EUR 1.000), die viele Anleger überschreiten dürften. Auch hier sind Sie mit Zollfreilagern und offenen Zolllagern im Vorteil. Da hier das Silber im Lager verbleibt und es zu keiner Einfuhr kommt, entsteht auch keine Pflicht der Einfuhrumsatzsteuerzahlung.
Kapitalertragsteuer auf Silber
Eine weitere relevante Steuer beim Handel mit Silber ist die Kapitalertragsteuer. Dabei handelt es sich um eine Form der Einkommenssteuer, die auf Erträge aus dem Kapitalvermögen besteht. Da Anleger für physisches Silber weder Zinsen noch Dividenden erhalten, kann diese Steuer nur beim Verkauf von Silber anfallen. Gewinne müssen Anleger grundsätzlich gemäß ihrem persönlichen Grenzsteuersatz versteuern. Wer langfristig anlegt, kann der Steuerpflicht aber in Deutschland entgehen. Wenn nämlich die Haltedauer mindestens ein Jahr (sog. Spekulationsfrist) beträgt, bleibt der Gewinn steuerfrei – unabhängig davon wo oder wie das physische Silber gelagert wird. Das gilt allerdings nur für private Anleger und nicht für Unternehmen. Die Regelungen in anderen Ländern der Europäischen Union weichen hier mehr oder weniger stark ab. Während die Situation in Österreich ähnlich ist, gibt es in Belgien gar keine Kapitalertragsteuer, dafür verlangt Irland sogar 25 Prozent. In Frankreich beträgt die Kapitalertragsteuer sogar satte 36,2 Prozent, reduziert sich jedoch sukzessive mit der Haltedauer, entfällt aber erst nach 22 Jahren.
Das Wichtigste zu den Steuern auf Silber:
- Beim Handel mit Silber fällt Mehrwertsteuer an, die in der Europäischen Union im Durchschnitt 21 Prozent und in Deutschland 19 Prozent beträgt.
- Die Mehrwertsteuer können Anleger komplett vermeiden, wenn Silber als Münze oder Barren in einem offenen Zolllager oder einem Zollfreilager in Einzelverwahrung lagern.
- Bei der Einfuhr von Silber von einem Nicht-EU-Staat, fällt Einfuhrumsatzsteuer an – etwa 19 Prozent bei der Einfuhr von der Schweiz nach Deutschland, wenn die Freigrenze überschritten wird.
- Auch die Einfuhrumsatzsteuer lässt sich mit der Lagerung des Silbers in einem offenen Zolllager oder einem Zollfreilager vermeiden.
- In Deutschland müssen Anleger Gewinne aus dem Silberverkauf im Rahmen der Kapitalertragsteuer mit ihrem persönlichen Grenzsteuersatz versteuern.
- Ab einer Haltedauer von mindestens einem Jahr (sog. Spekulationsfrist) entfällt für private Anleger in Deutschland aber die Kapitalertragsteuer.